Littering: Das Problem mit der Vermüllung und wie man es bekämpft
Inhalt
Vor allem in Großstädten und insbesondere im Sommer gehört sorglos weggeworfener Müll zum Stadtbild dazu. An Orten, an denen sich viele Menschen versammeln, türmt sich danach der Müll. Dieser Anblick ist aber nicht nur in Städten Alltag, auch Naturschutzgebiete, Wälder und Strände werden von ihren Besucher:innen oft nicht so hinterlassen, wie sie sie vorgefunden wurden.
Neben dem städtischen Raum leiden auch die restliche Natur und das Klima unter den Folgen der Verschmutzung. Wir schauen uns an, warum das so ist und was man dagegen tun kann.
Das Problem mit der Vermüllung
Innenstädte, Grünanlagen, Wälder oder Strände, an alle diesen Orten wird Müll weggeworfen, anstatt ihn ordnungsgemäß zu entsorgen und in einen Abfallbehälter zu werfen. Das achtlose Wegwerfen von Müll hat in den letzten Jahren so rapide zugenommen, dass es mittlerweile sogar einen eigenen Fachbegriff dafür gibt. „Littering“ bezeichnet das nicht fachgerechte Entsorgen von Abfällen in der Öffentlichkeit. Synonym zum Begriff Littering kann auch das Wort „Vermüllung“ verwendet werden. Eine Umfrage des Umweltbundesamtes hat ergeben, dass das Littering Aufkommen in den letzten zehn Jahren gestiegen ist und dass im Rahmen der Straßenreinigung aufgenommener Müll zu 10 bis 25 % an aus solchem Müll besteht. Die Top 3 der gelitterten Abfälle sind: Verbundmaterialien 57 %, Kunststoffabfälle 49 % und Sperrmüll mit 43 %.
Von achtlos weggeworfenen Zigarettenstummeln bis zu entsorgtem Elektroschrott im Wald, alle Formen des Litterings schaden unserer Umwelt in erheblichem Maße. Neben der mangelnden Ästhetik und dem Mehraufwand für diejenigen, die die Abfälle wieder beseitigen, hat diese Praxis eben auch gravierende Folgen für Natur und Tierreich.
Gelitterter Abfall wird dem Wertstoffkreislauf entzogen, und kann dadurch nicht mehr fachgerecht recycelt und verwertet werden. Die dualen Systeme, die sich sonst um die Sammlung, Sortierung und das Recycling von Verpackungsabfällen, in der gelben Tonne, der blauen Tonne oder im Glascontainer kümmern, haben keinen Zugriff auf den Abfall, der nicht fachgerecht entsorgt wurde. Somit müssen mehr Mengen an neuen Materialien (Primärrohstoffen) für die Produktion genutzt werden, was neue Ressourcen beansprucht und deutlich schlechter für die Umwelt ist als die Verwendung von recycelten Materialien (Sekundärrohstoffen).
Zum anderen gefährdet Abfall in der Natur Tiere und Pflanzen, verrottet nur sehr langsam und kann Schadstoffe in den Boden und in Gewässer übertragen.
Vor allem junge Erwachsene littern oft aus Faulheit, Bequemlichkeit oder situativen Faktoren. Orte, an denen sich viele Menschen aufgehalten haben, sind hinterher oft an den hinterlassenen Müllbergen als solche auszumachen. Weitere Gründe für das Littering können mangelnder Respekt vor öffentlichem Eigentum und Raum, mangelndes Unrechtsbewusstsein oder auch Unkenntnis sein. So wissen viele Raucher:innen beispielsweise nicht, dass eine weggeworfene Zigarette dem Grundwasser schaden kann. Die Forschung hat sich diesem traurigen, menschengemachtem Problem bereits angenommen und versucht Konzepte zu erarbeiten, wie man erfolgreich dagegen vorgehen kann.
Maßnahmen gegen das Littering
Ob mehr Abfallbehälter in öffentlichen Räumen, höhere Strafen gegen Litterer oder die Aufklärung der Verursacher, Überlegungen, wie die Politik die Vermüllung stoppen kann, gibt es viele. Es gibt aber auch Ansätze, bei denen die Politik bereits jetzt aktiv eingreift und auch die Hersteller von Produkten in die Verantwortung nimmt: Eine neue EU-Richtlinie zu Verschlüssen an Einweg-Getränkeverpackungen schreibt beispielsweise vor, dass ab Juli 2024 Verschlüsse fest mit der Einweg-Verpackung verbunden sein müssen. Vielleicht haben Sie eine solche Flasche auch schon mal in der Hand gehabt, die Einführung läuft nämlich bereits und ist zum Beispiel bei Getränken der Marke Coca-Cola zu sehen. Ziel dahinter ist es, die Anzahl an nicht fachgerecht entsorgten Flaschendeckeln zu reduzieren. Auslöser für den Beschluss waren Strandmüllzählungen an den Küsten der EU. Dort wurde festgestellt, dass bis zu 85% der Meeresabfälle Kunststoffe sind und besonders viele davon Flaschenverschlüsse. Wieso diese Maßnahme in Deutschland nicht ganz so viel verändern wir lesen Sie hier.
Neben dem Warten auf weitere politische Beschlüsse kann man vor allem natürlich auch selbst tätig werden. Nachdem man sich informiert hat, ist es wichtig, ein Bewusstsein im Umfeld zu schaffen und zum Beispiel beim nächsten Grillen im Park darauf zu achten, dass alle Abfälle auch wirklich wieder mitgenommen und fachgerecht entsorgt werden. Noch besser ist es natürlich Abfälle gar nicht erst entstehen zu lassen und zum Beispiel Tupperdosen für das Picknick im Park oder Mehrwegbehälter statt Einwegbehälter beim nächsten Essen to-go zu wählen. Raucher:innen können ihre Zigarettenstummel in einem Taschenaschenbecher entsorgen.
Außerdem können verschmutze Orte auch bei der Kommune gemeldet werden. Diese kümmert sich dann um die Abfallentsorgung. Oder man hilft direkt selbst dabei, verschmutze Orte wieder zu reinigen. Das kann man in Eigenregie machen, oder man beteiligt sich an diversen Aktionen, die es in regelmäßigen Abständen gibt. Die größte Aktion gegen das Littering ist zum Beispiel der jährliche World Cleanup Day, bei dem das Aufräumen an sich, aber auch die Aufklärung eine große Rolle spielen. Beim World Cleanup Day kann man sich übrigens auch mit seinem Unternehmen (wir machen auch mit ?) beteiligen.
Wie wirksam sind die Maßnahmen?
Viele Maßnahmen sind absolut sinnvoll und helfen, der Verschmutzung entgegenzuwirken. Gerade auf EU-Ebene muss man aber auch beachten, dass es durchaus Unterschiede in der Wirksamkeit von Maßnahmen je Land gibt. Am Beispiel der Einwegflasche mit integriertem Deckel lässt sich das gut festmachen. Diese Maßnahme funktioniert nämlich besonders in den Ländern gut, in denen es kein Pfandsystem gibt. In Deutschland hingegen haben wir nur ein geringes Problem mit Plastikdeckeln, die auf den Straßen oder in der Natur rumliegen: Mehr als 90% der Einwegflaschen werden (inklusive Deckel) bereits auf Grund unseres Pfandsystems wieder abgegeben. Beim Recyclingprozess werden Flasche und Deckel dann wieder voneinander getrennt, um bestmöglich recycelt werden zu können. In Deutschland wird diese Maßnahme die Recyclingquote also nicht deutlich steigern können. Es ist sogar so, dass die neuen Deckel oftmals mit mehr Materialeinsatz einhergehen und sich die Klimabilanz, damit sogar verschlechtern kann. Manche Hersteller setzen hier an und verändern ihre Flaschen bzw. Deckelgestaltung so, dass der höhere Materialeinsatz an anderer Stelle ausgeglichen wird. Das Gesetz setzt auf jeden Fall ein Zeichen für mehr Klima- und Ressourcenschutz, muss in seiner Sinnhaftigkeit aber auch von Land zu Land unterschiedlich betrachtet werden. In anderen Ländern der EU ist das Gesetz sicherlich ein wichtiger Schritt hin zu saubereren Stränden und Gewässern. Eine Alternative wäre allerdings die europaweite Einführung eines Pfandsystems wie bei uns, damit Verbraucher:innen eine Motivation haben, Einwegflaschen zurückzubringen und fürs Recycling verfügbar zu machen anstatt sie in die Natur wegzuschmeißen.
Auch der Wechsel, hin zu anderen Rohstoffen in der Produktion löst das Problem nicht auf. Strandurlauber:innen, die Pappstrohhalme und Pappbecher am Strand liegen lassen, anstatt diese wegzuschmeißen, verschmutzen nach wie vor die Umwelt, sie verwenden hierfür nur einen anderen Wertstoff. Die Lösung ist also in jedem Fall eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen.
Fazit
Was lässt sich nun mitnehmen? Zuallererst fängt es mit dem Engagement von jedem und jeder Einzelnen an. Ein Bewusstsein dafür, Abfälle nicht einfach liegenzulassen und Wissen über korrekte Mülltrennung sind hierfür Hauptvoraussetzung. Wichtig ist natürlich auch, dass die Politik Gesetze verabschiedet, die das Littering weiter reduzieren. Die EU-Verordnung ist hier ein wichtiger und entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Am Ende wird es eine Kombination aus den verschiedensten Maßnahmen sein, die die Vermüllung der Natur reduziert.